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Sat-ND, 30.4.96




Sat-ND - Informationen zur Satelliten- und Medienszene

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Nachrichten vom 30. April 1996

Mehr als ein Telefonsatellit
Nein, es ist ausnahmsweise keine dieser GPS-Kann-Alles-Meldungen. Zwar
geht es um Navigation, und Satelliten spielen auch eine Rolle dabei. Ein
neues System für die Luftfahrt verspricht wesentlich kürzere Flugzeiten,
Treibstoffeinsparung und dadurch sogar Umweltschutz (na ja, ein wenig.)
Das Problem bei Langstreckenflügen: Radar ist keineswegs entlang der
gesamten Route verfügbar, zum Beispiel über den Ozeanen. Aus
Sicherheitsgründen müssen die Flugzeuge hier mit großem Abstand
voneinander fliegen. Ähnlich sieht es über russischem Gebiet aus, das
ebenfalls nicht flächendeckend mit Radar versorgt ist. Hier müssen die
Flieger im Zickzack von einer Radarstation zur nächsten pendeln, anstatt
den direkten Weg zu nehmen. Das alles könnte der Vergangenheit angehören,
wenn das probeweise auf elf Maschinen aus Großbritannien, den
Niederlanden, Frankreich und Deutschland installierte Navigationssystem
funktioniert. Die Position des Flugzeugs, seine Geschwindigkeit und
Flugroute werden dabei per INMARSAT an eine Bodenstation übertragen.
Automatic Dependent Surveillance (ADS) nennt sich das System; über dem
Atlantik würde es die Sicherheitsabstände von rund 100 auf etwa 50
Kilometer reduzieren, und in Rußland könnte man endlich wieder auf
direktem Kurs fliegen. Die Flugzeit London-Tokio soll sich so
beispielsweise um eine Stunde verkürzen.

Etappensieg für Rupert
Das brasilianische Kommunikationsministerium hat es nicht leicht. Seit
1990 hat es keine TV- und Hörfunk-Lizenzen mehr vergeben, und so häuften
sich im Amt inzwischen 10.000 Bewerbungen. In der zweiten Hälfte des
Jahres will man immerhin 3.000 Lizenzen vergeben. Einige hat man schon
jetzt erteilt: Vor allem kann Globo, seines Zeichens das größte
Fernseh-Network der Welt außerhalb der USA, sein digitales Fernsehpaket in
Zusammenarbeit mit Rupert Murdochs News Corp starten. Genehmigt wurde
ebenfalls das Digitalpaket, das die einheimische Firma Abril in
Zusammenarbeit mit Hughes (DirecTV) starten will. Beide Pay-TV-Aspiranten
wollen jeweils 500 Millionen US-Dollar investieren. Während der Satellit
für das Hughes/Abril-Paket mit GALAXY feststeht, werden für Murdoch/Globo
noch Wetten angenommen. Heißester Kandidat war und ist PanAmSat, denn
einer der Gesellschafter (Grupo Televisa, Mexiko) ist ebenfalls Partner
beim Murdoch-Paket. Zwar will die hochverschuldete Grupo Televisa ihre
PanAmSat-Anteile zwecks Sanierung versilbern, doch gerade das dürfte
Rupert Murdoch zupaß kommen. Ihm werden seit längerem heftige Gelüste auf
eigene Satelliten nachgesagt. 

Amis positionieren Hughes
Es geht voran mit NAHUELSAT, dem argentinischen Satellitensystem, das
derzeit nur aus gemieteten Kanada-Oldies besteht. Eigene Vögel müssen her,
und so einfach ist das nicht, selbst wenn man Herstellung und Start schon
arrangiert hat. Wie die Tageszeitung La Nacion berichtet, hat man sich
jetzt der Dienste der US-Firmen General Electric und Hughes Communication
versichert, die die Satelliten zielsicher in die ihnen zugedachten Slots
(vermutlich 71,8 und 75,8 Grad West) positionieren sollen. Kontrolliert
werden sie später von einer neuen Bodenstation in Benavidez. In den Orbit
befördert werden die Trabanten von Arianespace. Was nicht weiter
verwundert, denn laut La Nacion ist die Raketenfirma an Nahuelsat
beteiligt.
Außerdem gibt es in Argentinien jetzt Television Directa al Hogar,
neudeutsch: DTH. Abonnements werden zur Zeit in Buenos Aires angeboten.
Das Paket besteht aus 10 Kanälen, 15 sollen offenbar noch hinzukommen, die
auf NAHUELSAT I1 (Ex-ANIK C1, 71,8 Grad West) ausgestrahlt werden. Der
Empfang ist augenblicklich nur in Teilen Argentiniens möglich, doch soll
sich das mit den eigenen NAHUELSATs ändern. Bis zum Jahr 2000 will man auf
138.000 Abonnenten kommen.

Medienstratege Berlusconi
Falls es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte: Wir leben im
Zeitalter der Medienstrategen. Machte man früher ganz einfach Geschäfte
mit anderen, muß inzwischen mindestens eine neue "strategische Allianz"
pro Tag her. Heute war Silivio Berlusconi an der Reihe, doch die gerade
mal 2,4 Prozent seiner Medienholding Mediaset, um die es geht, sind nicht
gerade bedeutend. Auch, wenn der Käufer British Telecom (BT) heißt. Bei
dem Deal geht es keinesweg um Fernsehaktivitäten, sondern um Mobilfunk. BT
betreibt mit der italienischen Banca Nazionale del Lavoro eine Firma
namens Albacom, die gerne das dritte italienische Mobilfunknetz betreiben
würde. Mediaset erhält im Gegenzug für die 2,4 Prozent (und Zahlung von 50
Milliarden Lire) 30 Prozent von Albacom.
Die scheibchenweise Verkauf der Medaiset, der die drei wichtigsten
Privatsender Italiens und die größte Werbeagentur des Landes angehören,
geht also weiter. Im letzten Juli hatten sich Leo Kirch, Al Walid und
NetHold mit insgesamt 18 Prozent an der Mediaset beteiligt, sech
italienische Banken zogen im Dezember mit 5,49 Prozent nach, es folgten
weitere Investoren vor allem aus dem Banken- und Finanzbereich. Derezeit
befinden sich rund 28 Prozent der Mediaset außerhalb des
Berlusconi-Imperiums. Demnächst sollen etwas über 22 Prozent an der
Mailänder Börse plaziert werden.

ARD telefoniert mit Siemens
Tantchen ARD telefoniert künftig mit Siemens, der einigen Großbank mit
Elektroabteilung. Ab 1. Oktober darf die Firma für die
Öffentlich-Rechtlichen einschließlich Deutsche Welle und DeutschlandRadio
die Strippen ziehen. Eigentlich auch wieder nicht, denn die Leitungen für
das ARD-eigene Kommunikationsnetz stellt nach wie vor die Deutsche Telekom
zur Verfügung. Jedenfalls glaubt die ARD, durch den Siemens-Deal
"Kommunikationskosten in Millionenhöhe" einsparen zu können. An der
Ausschreibung hatten etliche Unternehmen teilgenommen; das Angebot von
Siemens sei das "technisch überzeugendste" und, so ein Zufall, auch das
billigste gewesen. Kosten: In einstelliger Millionenhöhe.

TV-Radler im Aufwind
Absurditäten finden sich im Fernsehen dieser Tage zuhauf. Alles
explodiert, so auch die Übertragungszeiten für Sport in der Glotze. Einer
Untersuchung der IFM Medienanalysen Karlsruhe gab es 1984 im deutschen
Fernsehen gerade mal 1.200 Stunden televisionärer Leibesertüchtigung pro
Jahr, 1992 waren es schon 9.600, und im vergangenen Jahr schon 16.100
Stunden. Rangfolge: Fußball (1.857 Stunden), Tennis (1.832) und Motorsport
(1.083). Platz 4 hält überraschend der Radsport mit 558 Stunden noch vor
Boxen (488), Golf (463) und Leichtathletik (452). Schlußlicht der
Aufstellung ist übrigens das Rodeln mit 14 Stunden. Unser Tip zum 1. Mai:
Stellen Sie den Schlitten in den Keller und setzen Sie sich aufs Fahrrad.

Schlimm! Nur noch Harry Letterschmidt statt des Originals?
Hiobsbotschaft für alle David Letterman-Fans in Deutschland: Heute wurde
die Kult-Late-Night-Show zum letzten Male bei RTL2 gesendet. Der am 30.
April '96 auslaufende Einjahresvertrag für die Senderechte wurde wegen zu
niedriger Quoten nicht erneuert. Es läuft das Gerücht um, daß sich Sat.1
die Rechte der Show gesichert habe - jedoch nicht, um sie zu senden,
sondern im Keller einzulagern, um peinliche Vergleiche zur
Harald-Schmidt-Show zu vermeiden. Diese Nachricht habe ich teilweise der
wöchentlich erscheinenden LateShow-Newsletter von Aaron Barnhart
entnommen. (Ralph Siebenaler)
http://www.mcs.net/~barnhart/

Bunt und blöd I
Irgendwann an diesem Wochenende will der Fantasy Channel in seinen
unverschlüsselten zehn Promotion-Minuten Teile eines Videos senden, das
ganz Großbritannien erschüttert. Worum geht's? Auch im Vereinigten
Königreich blüht offensichtlich der Markt mit selbstgestrickten
Porno-Videos. Ein Feuerwehrmann namens Gregory, 26, lichtete sich beim GV
mit seiner Freundin ab - und flog prompt aus der Feuerwehr, als der Fall
publik wurde. Jetzt versucht er die Videokassette zu Geld zu machen, wie
er heute morgen auf BBC Radio One erklärte. Schließlich sei er jetzt
arbeitslos. Nach der Auswertung auf dem Fantasy Channel, der natürlich
höllisch aufpassen muß ("They are actually having sex in the video",
stöhnte ein Sprecher), wird die Kassette namens "Red Hot Helmets" dann
wohl in den nationalen Verkauf gehen. Mit Gregory verhandelt man bereits
über eine Neuauflage unter dem Titel, na was wohl, "Red Hot Helmets II".

Bunt und blöd II
Das Internet wurde einem italienischen Kriminellen zum Verhängnis. Andrea
Donati, 33, entzog sich nach seiner Beteiligung an einem Banküberfall in
Rom vor drei Jahren dem Zugriff der Behörden. Bis jetzt, denn der Mann war
so dumm, seine Dienste als Tauchlehrer im Internet unter vollem Namen zu
annoncieren. Er ist inzwischen, was sonst, verhaftet. Merke: Auch die
Polizei surft im Internet.

MSN Goes WWW
It is going to happen: Bill Gates puts his Microsoft Network (MSN) to the
World Wide Web. But that does not mean that it will be free. MSN today
announced a flat fee of US$6.95 per month for unlimited access. There's
also a special price of US$39.95 for a twelve month subscription. Most of
MSN's contents will be available only for subscribers, but at least a
section called MSN News will stay free for all. It will be updated
continuously and provide links to other Web Sites or MSN sections(!) "to
let people get dig deeper into a story topic," as MSN News director Andy
Beers explains.


Außerdem...

Die Sendungen des arabischen Musikkanals art 5 auf EUTELSAT II-F3 (16 Grad
Ost) sind vorerst wieder eingestellt worden. Nachdem bereits am frühen
Morgen Transponder 11,638 GHz h abgeschaltet war, herrscht seit dem frühen
Nachmittag erneut Funkstille. (Stefan Hagedorn)

Nach Angaben der Eutelsat-Agentur Deutschland wird das Schweizer Fernsehen
SF DRS auf Hot Bird 3 definitiv im unverschlüsselten MPEG 2 senden. Der
Digital-Satellit von Eutelsat wird voraussichtlich im Frühjahr des
kommenden Jahres in den Orbit befördert werden. Das konnte Holger Zeissler
in Erfahrung bringen. (Stefan Hagedorn)

Über 11,658 GHz v auf EUTELSAT II-F3 (10 Grad Ost) sendet nach wie vor RTP
Internacional, wie ich mich heute überzeugen konnte. Nur das Logo wurde
geändert. (Norbert Schlammer) 
Unterdessen sind die ehemals von RDP Radio Club Portugal genutzen
Tonunterträger 8,10/8,28 MHz wieder aktiv. Seit dem Nachmittag wird ein
noch nicht ganz identifiziertes Radioprogramm abgestrahlt, nach ersten
Beobachtungen handelt es sich um Radio Comericial, das erst vor wenigen
Tagen auf 8,46 MHz abgeschaltet worden war. (Stefan Hagedorn)


Thanks to our contributors --
Ralph Siebenaler: edmond.siebenaler@ci.educ.lu
Stefan Hagedorn: 100702.350@compuserve.com 
Norbert Schlammer: 100415.3560@compuserve.com

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